Konzentriere dich auf das Positive und lerne aus dem Negativen. So habe ich gelernt zu entschleunigen.

Ferdinand Burgersdijk, unabhängiger Berater im Bereich Digitalisierung & Datenübertragung und Vortragender beim 6. Fluidtime MaaS Symposium, spricht im Interview mit Fluidtime über seinen Lebensweg und die Aufgeschlossenheit der Gesellschaft.

Fluidtime: Sie sagen, dass Ihre Entscheidungen in der Vergangenheit oft von Überschwang und Naivität geprägt waren und trotzdem sind Sie da, wo Sie heute stehen. Würden Sie die gleichen Entscheidungen jederzeit wieder treffen oder würden Sie versuchen mit mehr Rationalität zu handeln?

Burgersdijk: Jeder Schritt, den man macht, bringt neue Erfahrungen, aber gleichzeitig entstehen diese Momente, in denen man für sich selbst bemerkt, „das war naiv“ oder „ich hätte länger nachdenken sollen“. Ich habe Entscheidungen getroffen, bei denen ich überzeugt war, das Richtige zu tun, aber ich habe sie nicht aus meinem Herzen heraus getroffen. In dieser Zeit war mein Kompass der soziale Rahmen, in dem ich aufgewachsen bin. Von Kindesbeinen an nimmt man viel von seinen Eltern sowie deren Erfahrungen mit und das ist gut so. Aber die Zeiten ändern sich ständig und es müssen eigene Geschichten geschrieben werden. Ich empfinde Überschwang und Naivität nicht als negative Eigenschaften, ganz im Gegenteil.

Übermut kann dabei helfen Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig lernte ich dadurch auch, dass es nicht gesund ist, sich blindlings in jede Beziehung zu stürzen. Heute nehme ich mir mehr Zeit und betrachte viele Dinge mit mehr Geduld. Ich reflektiere länger als früher und ich habe gelernt, dass es Zeit braucht, um gesunde Beziehungen aufzubauen. Mein Team und ich versuchen unser Vertrauen aufrechtzuerhalten und mit jedem Tag zu stärken. Ich denke, es geht stets um die richtige Balance – das Leben ist kein Sprint, es ist ein Marathon. Konzentriere dich auf das Positive und lerne aus dem Negativen. So habe ich gelernt zu entschleunigen. Es ist wichtig, das Leben zu feiern und es zu genießen. Ich habe gelernt über mich selbst lachen zu können. Man darf nicht immer nur streng mit sich selbst sein.

Fluidtime: Wie hat Sie Ihr Lebensweg zum Thema MaaS beeinflusst? Haben die Umstände Sie dorthin geführt oder war es ein lang gehegter Plan?

Burgersdijk: Ich hatte viele Pläne, Firmengründungen und Startups, die mich hierhin brachten. Dabei war das Leben mein bester Lehrmeister. Ich arbeitete beispielsweise an der Validierung von Diplomen, an der Standardisierung von juristischen Verträgen und an der Organisation von menschlichen Prozessen. Als ich jung war, wollte ich eine wichtige und reiche Person werden.  Das Ergebnis war dann der Konkurs meiner selbst gegründeten Firma. Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass man alles, wozu man fähig ist, für andere tun sollte und nicht nur für sich selbst. Ich beteiligte mich an einem sozialen Hausprojekt – das war die beste Zeit meines Lebens. Sie haben mir dort so vieles gegeben und damit meine ich bedeutendere Dinge als Geld.

„Es fühlt sich an, als würde man einem Rohprodukt Farbe verleihen und es zum Leuchten bringen. Das hat meine Denkweise verändert.“

Deshalb ist MaaS ein guter Platz für mich – die Leute müssen aufhören, jedes Jahr dasselbe zu kaufen und nur in Produkt-Kategorien zu denken. Sie müssen nachhaltiger und kollektiver handeln. So können wir auch Mobilität nachhaltiger gestalten. Die Menschen wollen mobil sein und MaaS kann helfen, die neuen Wege der Mobilität aufzubauen.

Fluidtime: Ist die Gesellschaft bereit und aufgeschlossen für neue Arten der Mobilität wie MaaS? Oder gibt es noch zu viel Skepsis?

 Burgersdijk: Die Gesellschaft ist immer bereit für etwas Neues. Wenn wir in der Geschichte zurückblicken – sagen wir von 1900 bis heute – sehen wir, dass Menschen sich verändern können. Von kriegerischen Konflikten bis zur Entwicklung des Internets und der Technologie des 21. Jahrhunderts.  Nichts bleibt so wie es ist. Alles verändert sich schnell und kontinuierlich. Wir müssen nur beginnen außerhalb unserer Komfortzone zu denken.

Über die Person

Ferdinand Burgersdijk

Ferdinand Burgersdijk

Redner beim 6. Fluidtime MaaS Symposium

Ferdinand Burgersdijk ist unabhängiger Berater für Digitalisierung und Datenübertragung. Darüber hinaus ist er Leiter der Technology, Standards & Ticketing Working Group der MaaS Alliance. Er legt besonders viel Wert auf Beobachtung, Analysen und kreative Problemlösungen.

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